Schloss Weissenstein
Schloss Weissenstein
Fernab vom bewegten Stadtleben erhebt sich der imposante Barockbau majestätisch und unerwartet aus der ruhigen und hügeligen Landschaft Frankens. Die Sommerresidenz von Lothar Franz von Schönborn gilt als Gründungsbau des fränkischen Barock und ist ein Baudenkmal europäischen Ranges.
Erbaut von 1711 bis 1718 als private Sommerresidenz des Kurfürsten, beeindruckt Schloss Weissenstein durch das Zusammenspiel barocker Architektur und Inneneinrichtung. Seit über 300 Jahren befinden sich das Schloss und die darin enthaltenen Kunstsammlungen im Besitz der Grafen von Schönborn.
Lothar Franz Graf von Schönborn (1655-1729), Fürstbischof von Bamberg, Erzbischof und Kurfürst von Mainz, somit Reichserzkanzler, entschloss sich 1711 zum Bau einer repräsentativen Sommerresidenz, die ausschließlich mit privaten Mitteln finanziert wurde. Als bedeutender Kunstliebhaber und -mäzen benötigte er Raum zur Präsentation seiner stetig wachsenden Sammlungen, vor allem im Bereich der Gemälde.
Eine halbe Tagesreise von Bamberg entfernt, fand er in Pommersfelden die geeigneten Voraussetzungen und erschuf in nur wenigen Jahren ein Baudenkmal, das seines gleichen sucht. Als Architekten für das Hauptgebäude gewann er Johann Dientzenhofer, für den gegenüberliegenden Marstall Maximilian von Welsch und beratend stand ihm noch der Wiener Hofarchitekt Johann Lucas von Hildebrandt zur Seite. Gemeinsam erschufen sie eine Anlage aus drei Flügeln, die hufeisenförmig angeordnet sind. Dem Hauptgebäude gegenüber umfängt der im Halbrund angelegte Marstall die Südseite des Ehrenhofes. Südlich des Marstalles befinden sich die Gebäude der ehemaligen Ökonomie, nach Osten und Westen rahmen die Gebäude von Orangerie, Fasanerie, Brauerei und Schänke den Ehrenhof ein. Im Norden der Schlossanlage erstreckt sich der 15 ha große Schlosspark, dessen ursprünglich barocke Anlage aber bereits im 19. Jahrhundert der Mode entsprechend, in einen englischen Landschaftsgarten mit freilaufendem Damwild umgestaltet wurde.
Durch den Haupteingang betritt man das einzigartige Treppenhaus, dessen Raumidee auf Lothar Franz zurückgeht. Allein 8000 Kubikmeter Luft umfasst die Treppenanlage, die in zwei übereinanderliegende Galerien aufgeteilt ist und den eigentlichen Hauptraum des Schlosses bildet. Ihr Höhepunkt ist das Deckenfresko mit der Darstellung von Apoll als Sonnengott, der den vier Erdteilen das Licht spendet, gemalt von Johann Rudolf Byss.
Zum Park hin, teilt sich der Mittelbau in den Marmorsaal und die darunterliegende Sala Terrena. Der Marmorsaal beeindruckt durch seine monumentale Säulenarchitektur und das farbenreiche Deckenfresko der Aurora, die die Mächte der Finsternis vertreibt, gemalt von dem Österreicher Michael Rottmayer, während die Sala Terrena mit ihrer unglaublichen Grottierarbeit die Verbindung zwischen Haus und Garten schaffen soll.
Betritt man im Anschluss die im Osten des Gebäudes gelegenen Prunkräume des Schlosses, so eröffnet sich bereits in der Großen Galerie die volle Ausdruckskraft der einzigartigen Gemäldesammlung Alter Meister. In der Abfolge der ehemaligen Wohnräume des Kurfürsten werden noch heute Gemälde präsentiert, die durch den Bauherrn in barocker Manier, an Ort und Stelle platziert wurden. Bilder aus der Hand von Peter Paul Rubens, Luca Giordano, Anthony van Dyck, Tintoretto oder Francesco Trevisani lassen die große Affinität des Kurfürsten zu den Bildenden Künsten noch heute erahnen.
Inmitten der eindrucksvollen Raumfolge von Galerie, Schlafzimmer, Arbeitszimmer und Audienzzimmer des Kurfürsten liegt als weiteres Glanzstück das Spiegelkabinett mit seiner kostbaren Täfelung, den für ihre Zeit ungewöhnlich großen Spiegeln und dem mit Marketerien reich verzierten Fußboden. Es ist das Meisterstück Ferdinand Plitzners, eines fränkischen Ebenisten, aus dessen Hand Entwurf und Ausführung stammen. Vervollständigt wird der prachtvolle Raum durch die Dekoration mit einer Fülle von asiatischem Porzellan.
Bereits seit 100 Jahren ermöglichen die Grafen von Schönborn der interessierten Öffentlichkeit im Rahmen von Führungen den Zugang zu diesen Räumen, die durch das ursprüngliche Zusammenspiel von Architektur und prachtvoller Innenausstattung begeistern. In den Gebäuden der ehemaligen Brauerei und Schänke findet man heute ein Restaurant und das Schlosshotel. 1996 wurde die Anlage in eine gemeinnützige Stiftung eingebracht, um den Erhalt auch für zukünftige Generationen zu gewährleisten. Eine Gartenmesse im Frühjahr und die alljährlich stattfindenden Sommerkonzerte des Collegium Musicum beleben die Anlage zusätzlich. Im Rahmen der zwischen 2000 und 2005 durchgeführten Generalsanierung entstand ein weiträumiger Eingangsbereich, in dessen Schlossladen ein umfangreiches Warensortiment angeboten wird.