Schloß Wernigerode®
Schloß Wernigerode®
Schloß Wernigerode gehört zu den großen, märchenhaft wirkenden historistischen Repräsentationsschlössern Deutschlands. Seine Geschichte beginnt im Jahr 1121, wo zum ersten Mal ein „comes de wernigerothe“ genannt wird sowie die erste urkundliche Erwähnung der Burg und der Rodungssiedlung Wernigerode erfolgte. Noch im Mittelalter wurden verschiedenste bauliche Veränderungen vorgenommen; der letzte spätgotische Umbau wird durch einen sichtbaren Wappenstein im Innenhof aus dem Jahr 1494 bezeugt.
Nach 1429 übernahmen die mit den Grafen von Wernigerode verwandten Grafen zu Stolberg die Burganlage. Unter Botho III. zu Stolberg-Wernigerode, wie sich die Familie nach 1429 nannte, wurde die Burg zu Anfang des 16. Jahrhunderts stark befestigt. Im Dreißigjährigen Krieg litt sie zwar sehr, große Teile der mittelalterlichen Burg und der Renaissanceumbauten blieben allerdings bis heute erhalten. Ab 1710 wurde aus der Burg nach und nach ein Barockschloss.
Der kometenhafte politische Aufstieg des Grafen Otto zu Stolberg-Wernigerode, ein damit einhergehendes Bedürfnis nach angemessener Repräsentation und der Wunsch nach komfortableren Wohnverhältnissen führten zum großen historistischen Umbau des Schlosses zwischen 1862 und 1885. Architekt war der Blankenburger Baumeister Carl Frühling. Die Schlosskirche St. Pantaleon und Anna entstand aus einem Entwurf Frühlings und des Wiener Dombaumeisters und Architekten des Wiener Rathauses Friedrich von Schmidt.
Schloß Wernigerode in seiner heute weitgehend authentisch erhaltenen Gestalt stellt ein historistisches Gesamtkunstwerk dar, dass von Carl Frühling nach drei grundsätzlichen Bauprinzipien gestaltet wurde: Schaffung eines ganzheitlich-organisch wirkenden Baukörperensembles, Darbietung einer jeweils neuen Außenansicht bei Umrundung des Baukörpers alle 45º und Vermeidung jeglicher Wiederholung sowohl in baulichen Formen als auch in der Gestaltung des Interieurs. Der Rückgriff auf das Formenarsenal der früheren Stilepochen soll eine jeweils bestimmte Stimmung erzeugen oder einen Zitatenschatz aus der Geschichte.
1929 wurde das Schloss als ständiger Wohnsitz der Familie Stolberg-Wernigerode aufgegeben; ab 1930 fungierte es als Schlossmuseum. 1949 wurde in ihm das Feudalmuseum Schloss Wernigerode eingerichtet, das in den 1950er-Jahren als „größtes gesellschaftswissenschaftliches Museum der DDR“ galt. Seit den 1980er-Jahren wurde begonnen, die wertvolle historistische Innenarchitektur wiederherzustellen, und 1998 wurde das Schloss zum deutschlandweit ersten „Zentrum für Kunst- und Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts“. Zum Schlossensemble gehören auch drei wichtige Parkanlagen: der Lustgarten mit der Orangerie, der Tiergarten und die schlossnahen Terrassengärten.